Katastrophen

Hat jemand was von Impfpflicht gesagt?

Mit unserer Ankunft auf den Philippinen Anfang Oktober ist die Impfung hier ähnlich verfügbar geworden wie im Juli in Europa. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie rund um die Welt die Impfung immer einfacher zugänglicher geworden ist. Im April haben mir Kollegen aus den USA berichtet, wie sie ohne Anmeldung in eine Apotheke gehen konnten und sich eine Impfung ihrer Wahl bekommen konnten. Nach Europa ist jetzt also auch in den Philippinen so. Nicht überall, denn hier verfolgt man eine bestimmte Strategie: nach dem Gesundheitspersonal und Senioren wird hier nach Region geimpft: Begonnen hat es mit NCR (National Capital Region), wo ca. 1/5 der Bevölkerung der Philippinen wohnen. Gefolgt von NCR+, der Großraum Manila, wo auch wir dazugehören. In den nächsten Monaten wird dann Sinovax, Sputnik, Biontec-Pfizer und Moderna über die 6000 Inseln der Philippinen ausgerollt. Das es dabei nicht ohne Schlangen geht, versteht sich von selbst:

Bevor die Impfung auf die Philippinen kam, gab es große Unsicherheit darüber, wie viele Leute sich impfen lassen würden. Facebook hat hier einen massiven Einfluss und zeitweise gab es Sorge, dass alternative Informationen eine Wirkung auf die Bevölkerung haben würden. Als die Impfpflicht in Österreich angekündigt wurde, habe ich mal die Statistiken für NCR gecheckt: 92%

Wow, wie hat das so “gut” funktioniert? Hier ist meine Beobachtung: 

  1. Anreize

Geimpfte Personen dürfen z.B. wieder Restaurants besuchen (de facto 1G Regel). Zusätzliche bekommen Gäste bei verschiedenen Restaurants noch “Belohnungen” dazu, z.B. gibt es bei McDonald’s gratis eine Apfeltasche bei Vorlage des Impfausweises.

  1. Feiertag

Am 30. November war der National Vaccination Day, an dem mit besonderer öffentlicher Aufmerksamkeit Impfungen gegeben werden. Mich würde persönlich schon interessieren, wie viele sich in Österreich impfen lassen würden, wenn man dafür einen freien Tag bekommt. 

  1. Gesellschaftliche Anerkennung

In den meisten Geschäften haben die Mitarbeiter sticker auf denen steht: fully vaccinated – protects me, protects you.

Und das führt uns direkt zum nächsten Punkt:

  1. Vorbildwirkung

Von meinen Mitarbeitern sind vier nicht geimpft, davon sind drei in einem Team, in dem der Teamleiter nicht geimpft ist. Nicht weil er generell gegen die Impfung ist, sondern weil er Bedenken hat, dass sein Immunsystem das nicht verkraften würde. Das hat trotzdem Auswirkungen auf sein Team.

  1. Druck

Eigene Entscheidungen haben Folgen: Wir durften z.B. nur am international Thanksgiving Dinner in AIIAS teilnehmen, weil wir geimpft waren. Ab 12. Dezember dürfen am SSD Campus nur noch geimpfte Haushaltshilfen arbeiten. Das nimmt vielen Leuten in der Region des längsten Lockdowns der Welt die Entscheidung ab.

Das ist explizit keine Wertung, sondern nur eine Beobachtung. Genauso wie die aktuellen Infektionszahlen. Bei einer Bevölkerung von über 100 Millionen (fast 15x mehr als in Österreich) gibt es aktuell weniger als 1000 Neuinfektionen am Tag. Wird so viel getestet wie in Österreich? Nein. Wird getestet? Ja

Das ist ein Test für eine unserer Mitarbeiterinnen, warum wir testen waren, in einem anderen Blogeintrag.

Wie ist der Ausblick? Omikron hat leider das Bild merklich eingetrübt. In der ersten Dezemberhälfte wollten die Philippinen wieder Touristen aus “grünen Ländern” erlauben. Das wurde leider kurzerhand wieder abgesagt.

Omikron wird früher oder später auf die Philippinen kommen. Falls es eine angepasste Impfung gibt, wird sie die Philippinen 180 Tage später erreichen. Menschen werden sterben und das ist traurig, wie überall auf der Welt. Wie man hier damit umgeht, lest ihr im nächsten Blogeintrag.

Author

tobiaska123@gmail.com

Comments

Judy
December 3, 2021 at 1:41 am

Sehr spannend, danke! Tja, andere Kultur, andere Maßnahmen, andere Auswirkungen 😅



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