Eine kalte Dusche
Nach unserem positiven Artikel wollen wir in diesem Artikel die andere Seite der Medaille beleuchten (das Titelbild ist nur eine falsche Fährte). Und das ist jetzt nicht so gemeint, dass es uns erst gut und dann schlecht ging, sondern eher das es ein Wechselbad der Gefühle war, mit täglich mehrmaliger Veränderung.
Für mich war das erste Mal so ein Moment, als wir vom Flughafen auf dem Weg zum Einkaufszentrum waren. Wir haben uns wirklich sehr nett unterhalten, natürlich auch über den Verkehr, aber wir haben ungelogen für ca. 10 km insgesamt 2 Stunden gebraucht – jetzt nicht wegen eines Unfalls, sondern einfach weil zu viele Autos auf den Straßen sind – jeden Tag! Und als uns dann erzählt wurde, dass es mal für zwei Wochen notwendig war, jeden Tag nach Manila zu fahren, um technische Geräte zu kaufen, da ist es mir zum ersten Mal vergangen.
Um 22 Uhr am Abend kam wir dann zu Hause an und natürlich haben wir uns schon sehr auf unser Haus und unser Bett gefreut… Aber in den Häusern hier entsteht so ein unangenehmer Geruch, wenn nicht gelüftet wird. Es war zwar alles sauber, aber als wir den ersten Schrank in der Küche aufgemacht haben, war direkt eine riesen Kakerlake drinnen.
Gut, über das lässt sich noch hinwegsehen. Immerhin gibt es ja Insektenvernichtungsmittel und da wir eh in zwei Zimmern eine Klimaanlage haben, werden wir das Haus mindestens morgens und abends lüften. Bei Durchzug hält man es bei hohen Temperaturen nämlich besser aus.
Also dann mal ins Schlafzimmer und die Klimaanlage aktiviert. Wir hatten uns extra noch Lacken für ein King-size bed gekauft, da uns diese Bettgröße vorab kommuniziert wurde. Wie wir dann leider feststellen mussten, war es doch nur Queen-size – bedeutet: meine Füße stehen min. 20cm über die Matratze raus. Aber warum beschweren, die letzte Nacht im Flugzeug war noch unbequemer.
Also noch kurz eine lauwarme Dusche genießen. Doch leider kommt nur kaltes Wasser. Wenigstens frisch, aber mit angezogenen Beinen schlafe ich mit vielen Gedanken sein.
Die Sonne lacht uns zwar am morgen ins Zimmer hinein, aber als ich mich versichert hatte, dass der Schalter den ich für die Warmwasserheizung gehalten hatten wirklich an ist, dusche ich einfach nochmal kalt. Den Heimaturlaub schon abgezogen komme ich auf noch ca. 3000 Mal kalt duschen (morgens und abends, 5 Jahre lang) – ach ja: Badewanne gibt es auch keine und mir schießt: hätte ja eh keinen Sinn.
Als ich mich über diesen Gedanken noch fertig rasiere, ruft mir Julia schon aus dem Nebenzimmer zu: “Komm schnell!”. Zum Glück haben wir Flipflops mitgenommen: damit erschlage ich nämlich jetzt die nächste Kakerlake. Noch brauche ich ein Stück Toilettenpapier um sie aufzuheben. Ohne ist mir das einfach noch zu ekelig. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Nach dem Frühstück räumen wir unsere wenigen Küchenutensilien in die verschiedenen Schränke und Schubladen und müssen feststellen, das wir wahrscheinlich ein Drittel wegen diversen Fehlkonstruktionen nicht verwenden werden. Ich muss an die neue Küche meiner Eltern denken, die zwar sehr viel kleiner ist, aber wo alles perfekt durchdacht ist. Ob ich hier auf den Philippinen wohl im Radio mal die Küchenwerbung: “Wenn du eine Küche brauchst, dann Dan” hören werde?
Egal, denn wer hat in Österreich schon einen Herd mit fünf Gasflammen? Als ich mir noch überlege, was man da alles kochen könnte, probiere ich den Gastherd aus und verwerfe diesen Gedanken schnell wieder: mir ist eigentlich warm genug, offenes Feuer bevorzuge ich in Österreich als Lagerfeuer:
Als ich am nächsten Morgen das Fenster zum Lüften öffne wird mir klar, warum so viele Tiere im Haus sind. Ein Spalt ist eigentlich immer offen. Wir haben uns auch schon daran gewöhnt, nicht mehr alle Fenster zu kontrollieren, wenn wir das Haus verlassen – sie sind nämlich zu, obwohl es sich anders anhört. So hat es mich nicht gewundert, als einmal innen am Fenster dieser Gecko saß:
Von allen diesen Tieren kann Julia die Geckos noch am besten leiden – allerdings glaub ich nicht, dass das die Haustiere sind, die sie sich immer gewünscht hat. Apropos wünschen: wem die Mülltrennung schon immer zu aufwendig war, der freut sich wahrscheinlich, nur diese beiden Abfalleimer zu sehen:
Aber wer sich jetzt die Frage stellt, ob es hier auch kompostierbare Müllbeutel gibt: ja, aber wenn der Müll abgeholt wird, kommt alles auf das gleiche Müllauto.
Eigentlich wollte ich diesen Blogartikel schon vor einer Woche fertig haben, aber die erste Arbeitswoche hat mich schon ziemlich in Beschlag genommen. Und als ich gerade diesen Artikel schreiben wollte, ruft mich Julia wieder zum Kakerlake töten. Bei dieser Gelegenheit versuche ich auch noch gleich den Grund für den Ameisendreck unter der Spüle zu entfernen. Leider erwische ich dabei ein Ameisennest und trotz mehrmaligem Anwenden von Insektenvernichtungsmitteln sauge ich für ca. 20 Minuten ständig neue Ameisen weg, die sich in der halben Küche verteilen. Julia, die bei den Nachbarn um Rat fragen soll, bekommt nur Gruselgeschichten von Schlangen, Riesengeckos und Ratten erzählt. Dann gebe ich auf und beschließe, die Ameisen am nächsten Morgen fertig wegzusaugen. In solchen Momenten muss man sich ein Selfie gönnen:
Achja, bevor ich es vergesse: Julia hat beim Abwaschen herausgefunden, dass es doch warmes Wasser gibt – wenn man es lange genug laufen lässt. Seitdem praktiziere ich erweitertes Wechselduschen: kalt – warm – kalt. Noch ca. 3000 Mal 🙂
Comments
Ma ich hab beim lesen nochmal so richtig mitgelitten … aber ihr seid tapfer! Wir sind stolz auf euch! 😍
“How to get rid of ants and cockroaches – for European” ..maybe are Geckos the solution? 🤔😅 Big hug🤗
Schön so viele Erlebnisse von euch zu lesen, Gottes Segen und liebe grüsse Jasminka und Günther